Zellertal – Zusammenschluss der Orte Harxheim, Niefernheim und Zell
Die Gemeinde Zellertal ist ein relativ junges Gebilde. Im Jahr 1976 schlossen sich die Ortsgemeinden Harxheim, Niefernheim und Zell freiwillig zur neuen Gemeinde Zellertal zusammen. Dieser eher kurzfristig geplante Zusammenschluss hatte insbesondere finanzielle Gründe. Denn zu Jahresende lief eine Sonderförderungsregelung des Landes Rheinland-Pfalz aus, die Gemeinden bei einem Zusammenschluss eine Sonderzahlung einbrachte. So wurde der Zusammenschluss innerhalb von wenigen Wochen umgesetzt und bei drei Sitzungen am 19. Dezember 1975 in den einzelnen Ortsgemeinden beschlossen. Zum 01. Januar1976 trat die Fusion dann in Kraft.
Der Name Zellertal
Der Ort Zell gab dem Zellertal seinen Namen. Er geht auf einen schottischen Mönch zurück, der zu Beginn 8. Jahrhunderts hier eine Klause errichtete. Diese cellula gab dem Ort seinen Namen. Der Einsiedler Philipp war von der britischen Insel nach Rom gezogen um sich dort zum Priester weihen zu lassen. Auf dem Rückweg ließ er sich hier nieder. Er soll um 760 gestorben sein. Um diese Klause entwickelte sich der Ort Zell. In Erinnerung an den Ortsgründer, den heiligen Philipp von Zell, wird bis heute am Sonntag nach dem dritten Mai das Philippsfest gefeiert.
Kulturgeschichte des Zellertals
Aber die Kulturgeschichte des Zellertals ist viel älter. Bei Grabungen rund um Harxheim wurden Siedlungsspuren aus der Früh- und Spätbronzezeit entdeckt, aber auch aus späteren Perioden und der Römerzeit. Die älteste der Zellertalgemeinden ist wohl Harxheim, die wahrscheinlich im 6. Jahrhundert im Rahmen der fränkischen Landnahme gegründet wurde. Der Ortsname geht auf das althochdeutsche Wort harah zurück, was so viel wie Kultstätte oder Heiligtum bedeutet. Bei diesem Heiligtum könnte es sich um eine Wodanskultstätte gehandelt haben – möglicherweise die Kalksteinformation westlich von Zell, die heute noch als Wodansfelsen bekannt ist.
Eine erste Siedlung bei Niefernheim dürfte auch im Rahmen der fränkischen Landnahme entstanden sein. Die Siedlung hieß ursprünglich Niwora was als Ort an einem neuen Weg (über die Pfrimm) oder Neusiedlung gedeutet werden kann.
Gemeinsam ist allen drei Ortsteilen, dass diese erstmals Mitte des 8. Jahrhunderts urkundlich erwähnt wurden.
Heiliger Philipp von Zell und das St. Philipps-Stift
Die nachfolgende Geschichte des Zellertals ist aber durch den heiligen Philipp und den Ort Zell geprägt. Noch zu Lebzeiten gründete er ein Oratorium zu Ehren des heiligen Michael. Durch sein frommes Leben in Zurückgezogenheit zog er eine Schar von Schülern an. Dies begründet wohl auch die Verehrung, die er schon bald nach seinem Tod noch vor dem Jahre 800 erfuhr. Bereits vor 850 wurde er zum Heiligen erhoben und seine Gebeine in eine neuerbaute Salvatorbasilika überführt. Die Gebäude wurden in dieser Zeit vom Kloster Hornbach als Tochterkloster übernommen.
Im Jahr 937 wurden die Liegenschaften von den Ungarn zerstört und im Jahre 975/76 gründete das Mutterkloster Hornbach das St. Philipps-Stift. Es besaß Besitztümer in vielen Ortschaften der Umgebung, darunter auch Harxheim und Niefernheim. Die drei Gemeinden bildeten eine Gerichts- und Steuergemeinde. Im 15. Jahrhundert entwickelte sich Zell zu einem bedeutenden Wallfahrtsort. Der heilige Philipp wurde vor allem bei Kinderlosigkeit angerufen.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts ging das Philipps-Stift seinem Ende entgegen. Bereits 1481 war das Stift in die Schirmherrschaft der Kurpfalz übergegangen und im Jahr 1525 wurde der Zeller Kirchenschatz angeblich zum Schutz vor aufständischen Bauern nach Heidelberg gebracht. Dort verblieb er und beraubte damit das Stift seiner letzten finanziellen Reserven. Außerdem fasste auch die Reformation in Zell immer stärker Fuß. 1551 löste Kurfürst Friedrich II. das Stift auf und übertrug es ein Jahr später an die Universität Heidelberg. Diese lehnte ihren neuen Besitz aber direkt an die Kurpfalz. So gehörten die drei Orte bis 1700 zur Kurpfalz. Im Zuge des 30-jährigen Krieges (1618-1648) und des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688-1697) wurden die Ortschaften stark zerstört und von der Bevölkerung verlassen. Im Jahr 1698 lebten noch 49 Bewohner in den Ortschaften.
Französische Vorherrschaft und Königreich Bayern
Ab dem Jahr 1700 kümmerte sich die Universität Heidelberg wieder selbst um ihren Besitz und ließ die Ortschaften durch einen Kollektor verwalten. Nach der französischen Revolution wurde das Zellertal im Laufe der Revolutionskriege wieder Kriegsgebiet. Im Jahre 1793 wechselte der Besitz mehrmals, so dass sowohl preußische als auch französische Truppen einquartiert waren. Diese Einquartierungen waren auch immer mit Plünderungen verbunden. Im Anschluss an die kriegerischen Auseinandersetzungen wurde das Zellertal in den französischen Staatsverband eingegliedert. Harxheim wurde zur Bürgermeisterei erhoben und die Orte Niefernheim und Zell wurden angegliedert. Die Orte gehörten fortan zum Département du Mont-Tonnerre mit der Hauptstadt Mainz. Im Rahmen der Säkularisation gingen so auch die Besitztümer der Universität Heidelberg (und damit des früheren Stiftes) in Privatbesitz über.
Die französische Vorherrschaft endete mit der Niederlage bei den Koalitionskriegen und beim Wiener Kongress 1814-1815 wurde Europa neu geordnet. Das linksrheinische Gebiet der alten Kurpfalz fiel schließlich an das Königreich Bayern. Das Gebiet wurde zunächst als Rheinkreis bezeichnet und erhielt später den Namen Pfalz. Die drei Gemeinden bildeten auch weiterhin eine gemeinsame Bürgermeisterei, Anfang des 20. Jahrhunderts erhielten die drei Orte eigene Gemeindeverwaltungen. Im 19. Jahrhundert prägten vor allem größere Gutsbesitzer das Leben in den einzelnen Orten. Hier seien nur die Familien Janson in Harxheim, Herr in Niefernheim und Golsen in Zell genannt. Diese engagierten sich auch in den liberalen und demokratischen Bestrebungen dieser Zeit. So gehörte Carl-Ludwig Golsen dem ersten deutschen Reichstag an und auch Jean Janson war später Mitglied im Reichstag.
Zellertal im 20. Jahrhundert
Zur neueren Geschichte des Zellertals gehören die Errichtung des gemeinsamen Kriegerehrenmals auf dem Schwarzen Herrgott im Jahr 1928, sowie in den späten 30er Jahren die Einrichtung einer Hangentwässerung, um Zell vor Hangrutschungen zu schützen.
Im Jahr 1947 wurde einer der Grundsteine für das Land Rheinland-Pfalz in Zell gelegt. Im März beriet der Verfassungsausschuss der beratenden Landesversammlung im Jagdzimmer der Golsenstiftung und brachte damit die Arbeiten an Verfassung für das Land Rheinland-Pfalz auf die Zielgeraden.
Quellen:
- Hoffmann, Markus: Die Verbandsgemeinde Göllheim: ein kulturhistorischer Reiseführer, Göllheim, 1997
- Tillmann, Paul: „Familienname“ lässt viel Raum für Eigenständigkeit : Entscheidung für Zusammenschluss eher spontan erfolgt, in: Die Rheinpfalz/Donnersberger Rundschau, Nr. 29, 03. Februar 2001